DER REIGEN veröffentlichte Khalil Gibrans im Jahr 1919 - in Beirut in Arabisch unter dem Titel Al-Mawakib (الموكب). In englischer Sprache erschien es danach sowohl als The Procession wie auch als Al-Mawakib. Der Reigen ist ein langes Versgedicht - ein Loblied auf die Natur, Gedanken über die Widersprüche der menschlichen Existenz und die Sehnsucht nach Liebe, Wahrheit und Freiheit.
Gibran beschreibt die Stationen der menschlichen Existenz (Geburt, Liebe, Leid, Arbeit, Tod) als einen Reigen mit wechselden Höhen und Tiefen. Er zeigt wie aus diesen Gegensätzen das Leben besteht:
Gut-Böse,
Freiheit-Knechtschaft,
Gemeinschaft-Individualität,
Wahrheit-Täuschung .
Dabei sind Begriffe wie Reigen, Wüste, Flöte, Herde, Hirte Symbole für die vielfältigen Seiten des menschlichen Lebens. Er ermutigt, sich von gesellschaftlichen Zwängen zu lösen und eigene Wege und Wahrheiten zu suchen.
Dieses Gedicht nimmt viele Gedanken vorweg, die Gibran päter in Der Prophet deutlich ausführte. Der Reigen erschien mit Illustrationen von Khalil Gibran. Im arabischen Raum gilt Der Reigen als Khalil Gibrans bedeutendstes Werk.
In DER REIGEN sprechen abwechselnd zwei Stimmen. Man erfährt nicht, ob beide Stimmen dem Narren gehören, der schon in seinem ein Jahr zuvor erschienenen Werk DER NARR / THE MADMAN auftrat. Vielleicht sprechen auch zwei verschiedene Männer - ein Weiser und ein Jüngling - darüber können die LeserInnen nachdenken.
Textauszug aus Der Reigen:
Die trefflichsten Menschen / ziehen mit der Herde, / die ein Hirte anführt. / Wer nicht zur Herde gehört, / gerät in Vergessenheit. / Im Wald gibt es weder Hirten / noch Herden, / der Winter nimmt seinen Lauf, / ohne dass ihn der Frühling begleitet. / Gib mir die Flöte und singe, / der Gesang ist die Weide der Geister, / und die Seufzer der Flöte / überdauern Edle und Sklaven.
Der Reigen in Alle Werke - Band 3
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